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Ist Wasserspringen für mich geeignet?

Beschreibung der Sportart

Das Kunst- und Turmspringen wird in der Regel unter leistungssportlichem Aspekt betrieben. Allerdings wird es auch sehr oft, wie jede andere Sportart, aus Gründen der Geselligkeit und der sportlichen körperlichen Betätigung ausgeführt. 

Das Kunstspringen erfolgt vom federnden 1m oder 3m Brett, das Turmspringen von einer starren Plattform mit 5m, 7½m oder 10m Höhe. 

Um diesen Sport publikumswirksam zu machen, werden auch Wettbewerbe im Synchronspringen (zwei Springer gleichzeitig) durchgeführt. Dabei wird neben der Ausführung jedes einzelnen Sprunges auch die Synchronität der Ausführung bei den beiden beteiligten Springern bewertet.
Bei den Freestyle Meisterschaften in der Schweiz wird vom Fels in einen Gebirgsbach aus Höhen um 20m gesprungen.

Bei Wettkämpfen unterscheiden sich die Anzahl der auszuführenden Sprünge durch die Wettkämpfer aufgrund der Altersgruppen, dem Geschlecht (männl. oder weibl.) und der Art des Wettkampfes.
Bei Vorkämpfen gibt es nur Kürsprünge (Männer 6, Frauen 5). Im Semifinale Kunstspringen sind es 11 Sprünge bei den Männern und 10 bei den Frauen, davon sind die ersten fünf Pflicht, der Rest ist Kür. Vom Turm werden bei den Herren 10 Sprünge ausgeführt (4 mit begrenzter Schwierigkeit, 6 ohne Limit aus 6 Sprunggruppen) bzw. bei den Damen 9 Sprünge (4 mit, 5 ohne Limit aus 6 Sprunggruppen). Limit: Kunstspringen 9,5; Turm jeweils 7,6.

Es gibt ca. 90 unterschiedliche Sprünge die in sechs Sprunggruppen eingeteilt sind. Diese werden entweder aus dem Stand oder mit Anlauf (nur Vorwärts- und Auerbach- bzw. Schraubensprünge vorwärts und Auerbach) ausgeführt:
-Vorwärtssprünge (Vorwärtsabsprung mit folgender Drehung nach vorne)
- Rückwärtssprünge (Absprung rückwärts zum Wasser stehend, mit Rückwärtsdrehung)
- Auerbachsprünge (Vorwärtsabsprung mit folgender Rückwärtsdrehung)
- Delphinsprünge (Absprung rückwärts zum Wasser stehend, mit folgender Drehung vorwärts)
- Schraubensprünge (Kopf- und Fußsprünge bzw. Salti aus allen anderen Gruppen mit zusätzlich mindestens einer halben Drehung um die Körperlängsachse)
- Handstandsprünge (nur vom Turm, Absprung aus dem Handstand)
Diese Sprünge können in über 350 Variationsmöglichkeiten ausgeführt werden. Man unterscheidet dabei zum einen die Ausführungsarten:
- Fußsprünge (ohne Drehung um die Körperquerachse (Hüfte)) bei denen ein Absprung ausgeführt wird und der Springer fußvorwärts taucht,
- Kopfsprünge (½ Drehung um die Körperquerachse) bei denen ein Absprung erfolgt und der Springer kopfwärts taucht,
- Abfaller (½ Drehung um die Körperquerachse, ggf. mit ¼ oder ½ Drehung um die Körperlängsachse) bei denen kopfwärts getaucht wird, jedoch kein Absprung erfolgt,
- Salti (1 oder mehr Drehungen um die Körperquerachse) mit Absprung,
- Schraubensalti (1 oder mehr Drehungen um die Körperquerachse mit mindestens einer ½ Drehung oder mehr um die Körperlängsachse) mit Absprung
und zum anderen die dabei vorgegebene Ausführungsform:
- gehockt (der Körper wird in Hüfte und Knie gebeugt - typische Salti Haltung)
- gehechtet (der Körper darf nur in der Hüfte gebeugt werden)
-gestreckt (der Körper bleibt während der gesamten Ausführung des Sprunges vollkommen gestreckt)
- freigestellt (ein Teil des Sprunges kann in gestreckter Haltung ausgeführt werden, z.B. die Ausführung der Schrauben, während ein weiterer Teil des Sprunges, z.B. die Salti, gehockt oder gehechtet ausgeführt werden können,
- fliegend (hier wird der Sprung gestreckt angesetzt, bis sich die Füße nach der Einleitung einer Drehung um die Körperquerachse über dem Kopf befinden, dann kann zur Beschleunigung der Saltidrehung der Rest des Sprunges gehockt oder gehechtet ausgeführt werden. 

Jeder Sprung hat seinen individuellen Schwierigkeitsgrad, diese gehen von 1,0 bis 4,0. Sieben oder 5 Schiedsrichter werten jeden ausgeführten Sprung mit Noten von 0 bis 10. Die Höchste und Niedrigste Wertung wird gestrichen. Die Summe der restlichen Noten wird bei verbleibenden 3 Wertungen mit dem jeweiligen Schwierigkeitsgrad multipliziert, bei verbleibenden 5 Wertungen mit dem Faktor 0,6 und dem jeweiligen Schwierigkeitsgrad. Die Summe der Einzelergebnisse ergibt das Gesamtergebnis.

Vorbereitungen zur Ausübung

Die Technik der Sprünge muss im frühen Kindesalter erlernt werden, deshalb gibt es für den Freizeitgebrauch nur einfache Varianten. Das Wasserspringen setzt ein mehrjähriges Leistungstraining vom Kindes- bis zum Erwachsenenalter voraus. Trainiert wird die Koordinationsfähigkeit für das Umsetzen des Absprungs in verschiedene Bewegungselemente in der Luft. Die Schnellkraftfähigkeit wird für den hohen Absprung auf dem Turm oder dem Sprungbrett geübt. Unmittelbar vor dem Springen müssen sich die Sportler allgemein erwärmen und führen gezielte Muskeldehnübungen aus. Ein guter Springer muss vor allem psychische Stabilität besitzen, diese muss er bis zum letzten Sprung, der meist der schwierigste ist, halten.

Beanspruchung an den Sportler

Das Wasserspringen ist eine Sportart mit einem nicht unerheblichem Verletzungsrisiko. Spontane, ernsthafte Verletzungen entstehen meist nur bei der Kollision mit dem Sprungbrett oder der Sprungplattform. Eine ausgekugelte Schulter oder eine leichte Gehirnerschütterung ist aber auch beim Sprung von der 10m Plattform und unglücklichem Eintauchen in das Wasser möglich. Ansonsten sind 'blaue Flecken' das Schlimmste was dem Sportler bei der Ausführung eines Sprunges auf einer sportgerechten Sprunganlage passieren kann.
In der Freizeit, beim Ausüben des Sports auf nicht sportgerechten Anlagen ereignen sich häufig Verletzungen bei Kopfsprüngen in unbekannte (flache) Gewässer. Die Hauptgefahr ist dabei die Querschnittslähmung am oberen Teil der Wirbelsäule.

Langfristig ist jede Landung im Wasser belastend für den Kopf, den Schultergürtel und die Wirbelsäule. Schlechtes Eintauchen belastet schlagartig die Lendenwirbelsäule. Im Jahr kann ein Wasserspringer über 35.000 Sprünge absolvieren! Ungeübte Kinder sollten daher noch nicht ohne Anleitung vom 10m Turm springen und jeder Springer sollte eine intensive Bauch- und Rückenmuskulatur aufbauen um auch bei einer schlechten Landung einiges der Kraft die auf die Wirbelsäule einwirkt abdämpfen zu können. 

Der Wasserspringer hat gegenüber Sportlern anderer Sportarten nur ein geringes konditionelles Leistungsniveau. Seine Hauptbelastung ist die statisch orientierte Körperbewegung während der 1 bis 1,5 Sekunden des Sprunges. Hinzu kommt das mehrmalige Hochsteigen auf den 10 m-Turm. Daher ergibt sich ein besonders ausgeprägter Trainingseffekt bei der Koordination von Bewegungen und der Gelenkigkeit, ein durchschnittlicher Trainingseffekt tritt in der Regel bei Kraft und Schnelligkeit der Bewegungen ein, während die Effekte auf die Ausdauer eher weniger ausgeprägt sind.

Gesundheitsfördernde Effekte treten in der Regel ausgeprägt in den Bereichen Körperhaltung, Konzentrationsfähigkeit und Reaktionsvermögen auf, es ist aber auch eine positive Entwicklung bei der psychischen Ausgeglichenheit und beim Muskelaufbau der Springer erkennbar. Negativ sind die Belastungen an Wirbelsäule, Gelenke und Achillessehne zu erwähnen.

Altersabhängige Eignung

Ein ideales Alter zum Beginnen mit dieser Sportart ist es für Kinder zwischen 6 und 10 Jahren. Sie sollten sicher schwimmen können (25m), sich im Wasser wohl fühlen und sich selbständig aus- ankleiden können. Dieses Einstiegsalter ist ideal für eine leistungs- und Wettkampf orientierte Entwicklung.
Anfänger zwischen 12 und 30 Jahren können aber immer noch einen positiven Gewinn aus den Trainingseffekten für ihren Körper ableiten, wenn auch der ganze Sport dann in der Regel nur noch als Freizeitsport betrieben werden kann.
Untrainierte Neueinsteiger über 30 Jahre haben es eher schwer noch sichtbare Erfolge in dieser Sportart zu erzielen.
Für Wiedereinsteiger oder trainierte ist es jedoch bis ins hohe Alter über 60 Jahren möglich ihre Fitness mit der regelmäßigen Ausübung dieser Sportart zu halten.

Autoren: I. Landschek, Prof. Dr. G. Neumann (2001)